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15 Indische Gesten und ihre Bedeutung

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Date09 Feb 2022

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Die Kommunikation ist in Indien manchmal nicht leicht. Und das nicht nur für Reisende und Ausländer, sondern mitunter auch für Inder*innen, die regionale indische Sprachen nicht sprechen. Der Spruch “sich mit Händen und Füßen verständigen” kann in Indien wörtlich genommen werden. Zur Kommunikation werden unzählige Gesten eingesetzt, welche die sprachliche Verständigung unterstreichen oder sogar ganz ersetzen. Indische Gesten sind nicht immer intuitiv zu verstehen. Daher haben wir diesen Guide zu indischen Gesten und ihren Bedeutungen für euch erstellt. 

Wollt ihr durch Indien reisen? Dann schaut euch unbedingt unseren Artikel zu Dos und Don’ts beim Reisen in Indien an! 

Namaste 

Die wohl bekannteste indische Geste ist das Falten der Hände vor der Brust zu einem Namaste. Dieser Gruß wird in ganz Indien verstanden und oft genutzt. Wenn ihr euch in einem professionellen Kontext bewegt, dann ist auch ein Händeschütteln üblich. 

Kopfwackeln

Das berühmte Kopfwackeln bereitet vielen Neulingen in Indien Probleme. Für diese wirkt das Wackeln von links nach rechts oft unentschlossen. Dabei heißt es für gewöhnlich “ja”. Je länger ihr in Indien unterwegs seid, desto feiner werden eure Antennen, um zu verstehen, was mit dem Kopfwackeln gemeint ist. Manchmal wird es zu einem kaum merklichen Kopfzucken verkürzt - vor allem bei Rickshawfahrern - wenn sie dem Fahrtziel zustimmen. 

Das Kopfwackeln kann zuweilen auch nur bedeuten, dass das Gegenüber euch versteht und nicht zwangsläufig zustimmt. Ein klares Kopfschütteln heißt allerdings, ebenso wie bei uns, “nein”. 

Zählen

In Indien zählt man mit den Händen anders als in Deutschland. Die eins wird durch den Zeigefinger angezeigt, darauf folgt der Mittelfinger, dann der Ringfinger und der kleine Finger. Der Daumen stellt dann erst die Nummer fünf dar. Allerdings gibt es hier eine Besonderheit. 

Wenn euch jemand auffordern will, fünf Rupien zu zahlen, wird er nicht die gesamte Hand in die Höhe halten, sondern mit den vier Fingern auf den Daumen tippen (ähnlich wie unsere Geste zum Sprechen). Diese Geste wird auch verwendet, wenn jemand euch bittet, fünf Minuten zu warten. Das geschieht dann meist vollkommen nonverbal. Wundert euch also nicht, wenn ihr mit dieser Geste einfach stehen gelassen werdet. Euer Gegenüber wird nach  fünf Minuten zurückkommen. 

Alles super! 

Diese indische Geste ist leicht zu verstehen: Mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis bilden und die anderen Finger abspreizen bedeutet “alles ist super!”. Sehr oft wird es im Kontext von Essen benutzt. Wenn ihr also das Essen loben wollt, dann solltet ihr diese Geste, die ihr vielleicht schon vom Tauchen kennt, benutzen. Wenn ihr dazu noch mit eurem Kopf von links nach rechts wackelt, ist das Kompliment perfekt. 

Apropos Essen. Ebenso leicht zu verstehende Gesten sind die für Essen und Trinken. Um Essen zu symbolisieren, werden die Finger auf dem Daumen abgelegt und zum Mund geführt. Stellt euch dazu am besten vor, wie ihr mit der rechten Hand versucht, Reiskörner aufzusammeln und sie dann zum Mund zu führen. Für Trinken führt ihr die Faust mit ausgestrecktem Daumen und kleinen Finger zum Mund, wobei der Daumen in Richtung des Mundes zeigt. Aber aufgepasst: Diese Geste für Trinken wird manchmal zum Trinken von Alkohol verwendet, was in Indien im Allgemeinen nicht sehr anerkannt ist. 

Komm mal her! 

Unsere Geste um jemanden herbeizuwinken ist in Indien umgekehrt. Während bei uns die Hand mit der Handfläche nach oben gezeigt und die Finger vor und zurück zu uns bewegt werden, zeigt in Indien die Handfläche nach unten. Die Finger deuten dennoch genauso die Richtung an, in die man das Gegenüber lenken will - nämlich zu sich. Das mag für unser Verständnis wie ein herablassendes Herbeiwinken wirken, es ist in Indien aber keineswegs unhöflich. 

Verneinung

Wie praktisch, dass es in Indien eine Geste zur Verneinung gibt! Dazu wird die Hand mit der Handfläche nach unten ausgestreckt und dann hin und her geschüttelt, als wolltet ihr sagen: “Mmh, da bin ich mir nicht so sicher!” oder “das geht so”. Diese Geste ist sehr nützlich, wenn ihr im Bus vom Schaffner nach Kleingeld gefragt werdet oder wenn ihr den hundertsten Nachschlag eines Hochzeitsessens ablehnen wollt. 

Die Rechnung bestellen 

Auch das läuft in Indien meist nonverbal ab. Statt den Kellner heranzuwinken und ihm zu sagen, dass man gerne die Rechnung hätte, kann man ihm ganz leicht signalisieren, dass man zahlen möchte. Dazu müsst ihr Blickkontakt mit dem Kellner aufnehmen und dann wie mit einem unsichtbaren Stift in die Luft schreiben. Easy für ihn und easy für euch! 

Geschenke überreichen

Geschenke überreicht man in Indien immer mit beiden Händen, egal wie klein das Geschenk ist. Das ist eine Form von Respekt. Ebenso respektvoll sollte man das Geschenk auch mit beiden Händen entgegennehmen. 

Übrigens ist es in Indien üblich, Geschenke nicht sofort zu öffnen, sondern sie später alleine zu begutachten.

Ich schwöre!  

Während man bei uns zwei Finger in die Höhe hält und dazu sagt “ich schwöre”, wird in Indien der Kehlkopf mit Daumen und Zeigefinger berührt und dazu “pakka” gesagt. 

Sich entschuldigen 

Eine wichtige Entschuldigung wird in Indien oft durch das Berühren der Ohrläppchen mit beiden Händen ausgedrückt. Manchmal werden die Arme dabei sogar gekreuzt. Diese Geste wird allerdings nur in besonderen Fällen genutzt - also nicht, wenn man sich versehentlich anrempelt. 

Eine andere Form der Entschuldigung wird genutzt, wenn jemand das Gegenüber versehentlich mit dem Fuß berührt. Zum Ausdruck des Respekts vor der Göttlichkeit in jedem menschlichen Wesen, wird die andere Person mit der rechten Hand berührt und dann zum Segen die eigene Brust und das Kinn berührt. 

Übrigens sollten auch Tiere, Essen und Bücher in Indien nicht mit den Füßen berührt werden. 

Aufs stille Örtchen gehen 

Besonders praktisch ist in der Schule die Geste, die den Lehrenden signalisiert, dass das Kind kurz auf die Toilette gehen will. Dabei wird die Faust mit abgespreiztem kleinen Finger gezeigt. Die Lehrenden müssen dann zur Bestätigung nur mit dem Kopf nicken (oder wackeln). 

Maße zeigen 

Wie würdet ihr zeigen, dass ihr einen großen Fisch gefangen habt? Sicher würdet ihr die Arme nach vorne ausstrecken und dann die Hände in dem Abstand voneinander halten, der die Größe des Fisches abbildet. In Indien werden Maße ganz anders gezeigt. Hier wird der linke Arme vor dem Körper nach unten ausgestreckt und mit der rechten Hand wird das Längenmaß am Arm gezeigt. Dabei ist die Länge von den Fingerspitzen des ausgestreckten Arms bis zur markierten Stelle gemeint. 

Älteren Respekt zollen 

Wer schon einmal einen Bollywood-Film gesehen hat, wird diese Geste vielleicht kennen. Älteren Personen wird Respekt erwiesen und ein Segen von ihnen erbeten, indem man sich zu ihren Füßen hinunter beugt und diese mit beiden Händen berührt. Der Segen wir von der älteren Person mit der Berührung des Kopfes gegeben. Diese Geste ist etwas ganz Besonderes, sie sollte also nicht leichtfertig genutzt werden. 

Schönheitsbekundungen

Eine besonders elegante Geste ist die Bekundung der Schönheit. Meist wird sie nur für Frauen oder Mädchen verwendet. Dabei wird das Gesicht der Schönen mit beiden Händen von oben nach unten einrahmend gestreichelt und dann werden die Hände an die eigenen Schläfen geführt und als Fäuste eingerollt. 

Eine ähnliche Geste wird oft bei kleinen Kindern verwendet, um Zuneigung zu bekunden. Dazu werden die Wangen mit den Fingerspitzen berührt und die rechte Hand dann zum Mund geführt und geküsst. 

Thumbs up!

Der nach oben gereckte Daumen heißt bei uns ja gewöhnlich, dass alles gut ist. In Südindien wird diese Geste allerdings anders verwendet. Hier zieht man den gereckten Daumen ein wenig nach oben und schaut fragend, um zu erfahren, was los ist. Wenn ihr dazu noch den Kopf fordernd reckt, dann wird die Geste noch verstärkt. Doch wie so oft in Indien hat jede Region ihre eigenen Traditionen und auch Gesten. So werdet ihr mit dieser Geste im Norden des Landes wahrscheinlich auf Unverständnis stoßen. 

Diese Geste findet ihr zum Beispiel in Karnataka - wollt ihr mehr über diesen Bundesstaat im Süden Indiens erfahren? Lest hier mehr über Karnataka!  

Übrigens ist Thums up die beliebteste Cola in Indien. Ursprünglich unabhängig gehört sie nun doch zu Coca-Cola. 

Ein Zusatz

Auch wenn es keine Geste ist, muss das Händchenhalten doch auch in diesem Guide Beachtung finden. Händchenhalten fällt unter die Kategorie PDA (Public Display of Affection - Öffentliches Zeigen von Zuneigung), was an vielen Orten in Indien nicht erlaubt ist. Das gilt allerdings nur für Männer und Frauen. Das Händchenhalten von Frauen oder von Männern untereinander ist kein Problem. Der Anblick einer Gruppe von jugendlichen Männern, die Hand in Hand/ Arm in Arm am Strand entlang spazieren, wäre in Deutschland ungewöhnlich, ist aber in Indien ganz normal. Dieses Händchenhalten hat nichts mit romantischer Liebe zu tun, es drückt lediglich freundschaftliche Zuneigung aus. 

Wir hoffen, dieser Guide über indische Gesten und ihre Bedeutungen hilft euch, in Indien zurechtzukommen. Wenn ihr noch weitere Gesten kennt oder Fragen habt zu Gesten, die ihr nicht versteht, dann schreibt uns gerne in den Kommentaren oder an [email protected]

Autorin: Tanja Holbe 

Cover Foto Credit: Atharva Tulsi - Unsplash

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