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Warum wir Stereotype brauchen und Vorurteile gefährlich sind

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Date22 Jul 2022

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In einem anderen Land und in einer anderen Kultur zu leben, wirft irgendwann die Frage nach Stereotypen und Vorurteilen auf. Nicht nur unsere eigenen, sondern auch solche, die uns betreffen. Die Beschäftigung mit Stereotypen und Vorurteilen kann ein Anstoß zur Selbstreflexion und der Rolle in der neuen Kultur sein. Das Heraustreten aus der Komfortzone kann die eigenen Grenzen deutlich machen und je besser man sich kennt, desto besser kann man diese Grenzgänge einordnen und verarbeiten. 

In diesem Artikel erklären wir, was Stereotype und Vorurteile sind und welche Auswirkungen sie auf das Leben in einer anderen Kultur haben. 

Das Leben in einem fremden Land ist nicht immer leicht. Wenn ihr Unterstützung braucht, dann schaut euch unseren Artikel zu Depressionen bei Migrant*innen von der NLP Trainerin Aabha Agarwal an! 

Warum wir Stereotype brauchen

In einer komplexen und globalisierten Welt zurecht zu kommen, kann schnell überwältigend werden - nicht nur zu Hause, sondern ganz besonders beim Leben in einem fremden Land. Unsere Wahrnehmung der Welt geschieht subjektiv. Kategorisierungen helfen uns dabei, das Wahrgenommene einzuordnen und zu verarbeiten. Diese Kategorien vereinfachen und reduzieren die Komplexität der Realität. Zunächst sind die Kategorien also eine Hilfe, um nicht von all den Eindrücken um uns herum erschlagen zu werden. Sie helfen uns bei der Orientierung in unserer Welt. 

Stereotype dienen eben dieser Kategorisierung. Sie entlasten das Alltagsbewusstsein, damit nicht immer wieder neue Urteile gefällt werden müssen. Wir können Situationen so auf einen Blick einschätzen und Schlüsse auf weiteres Verhalten oder Eigenschaften der Personen ziehen. Und hier liegt die Krux. So hilfreich Stereotype bei der ersten Einschätzung sind, so bergen sie doch auch die Gefahr der Verallgemeinerung, der Fehleinschätzung und der Vorurteilsbildung. 

Warum Vorurteile gefährlich sind

Vorurteile sind wertende Vorannahmen über etwas oder jemanden. Sie unterscheiden sich von den Stereotypen, die nur zur Ordnung der Welt dienen, denn Vorurteile sind die Bildung eines Urteils ohne Vorwissen. Somit unterscheiden sich Vorurteile auch von Urteilen, die je nach Situation unterschiedlich ausfallen. Vorurteile sind oft normativ und moralisch angelegt. Daher spricht man in der Theorie auch von sozialen Urteilen. 

Die Bildung der Vorurteile geschieht meist außerhalb eines rationalen Rahmens und ohne Empathie für die Gruppe, über die das Urteil gefällt wird. Anhand von Eigenschaften einer Person oder Gruppe werden Verallgemeinerungen vorgenommen, die zu Schlüssen auf weiteres Verhalten führen. Diese Verallgemeinerung (vor allem von großen Gruppen) führt zu einer Depersonalisierung. Im Gegensatz zu dieser Gruppe wird die eigene Gruppe meist viel differenzierter wahrgenommen und der Kontext spielt eine wichtige Rolle bei der Bewertung des Verhaltens. Dabei dienen Vorurteile dem positiven Selbstbild in Abgrenzung zu den anderen. Die Bewertung geschieht oft anhand von eigenen Maßstäben und im Vergleich der eigenen Gruppe mit der anderen gilt das eigene Verhalten als positives Wertmaß. 

Vorurteile müssen nicht zwangsläufig negativ sein. Wenn die Vorurteile allerdings negativ sind, wird der Kontakt mit dieser Gruppe oft gemieden. Diskriminierendes Verhalten ist meist Ausdruck von Vorurteilen. Diskriminierung kann auf vielen Ebenen und im Großen wie im Kleinen stattfinden. 

Die Gefahr der Vorurteile besteht darin, dass sie verfestigt und nur schwer aufzulösen sind. Mit Gegenargumenten oder Informationen oder selbst durch Kontakt mit der vorurteilsbehafteten Gruppe können die Vorurteile oft nicht abgebaut werden. Es muss zu einer Selbstreflexion und einer Relativierung des eigenen Standpunktes kommen. Die intensive Beschäftigung mit anderen Kulturen, Lebensweisen und Verhaltensmustern kann zu einem Verständnis führen, wodurch Vorurteile aufweichen und sich schließlich auflösen. 

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Was wir tun können

Der erste Schritt ist, sich seiner Vorurteile bewusst zu werden. Da es soziale Urteile sind, die sich in der Gesellschaft verfestigt haben, ist niemand ganz frei von ihnen. Das Erkennen von Vorurteilen erleichtert die Auseinandersetzung mit ihnen und den Gruppen, die sie betreffen. Das Leben (und auch schon das Reisen) in einem anderen Land und die Erfahrungen, die man dort macht, können Anstoß zur Selbstreflexion sein. Sich selbst in einen neuen Kontext einzuordnen erfordert eine Positionierung und schafft idealerweise eine Sensibilität für die Reproduktion von Vorurteilen, Stereotypen, sowie globaler Machtverhältnisse und Rassismen. 

Sobald wir erkannt haben, welche Vorurteile wir haben, gilt es diese abzubauen und Verallgemeinerungen zu dekonstruieren, um die Individuen mit ihren Eigenschaften, Verhaltensweisen und innerhalb ihrer Umstände differenziert betrachten zu können. Der Kontakt mit eben diesen Menschen kann neue Perspektiven auf die Welt eröffnen und ist in jedem Fall eine Bereicherung. 

Zusammenfassend solltet ihr im Kopf behalten: Stereotype, die der Orientierung in der Welt dienen, sind notwendig, sollten jedoch nicht zu Vorurteilen werden, die Menschen trennen und Diskriminierung hervorrufen! 

Habt ihr Fragen, wollt ihr eure Erfahrungen teilen oder braucht ihr Hilfe, dann schreibt uns an [email protected]

Autorin: Tanja Holbe 

Cover Photo: Priscilla Du Preez - Unsplash

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