• InfoGuide
  • Kultur & Gesellschaft

Wahlen im Punjab, der "Kornkammer" Indiens

5
Teilen
Lesezeichen

Date09 Mar 2022

5
Teilen
Lesezeichen

In Indien stehen dieses Jahr wichtige Wahlen in mehreren Bundesstaaten an. Während sich der Großteil der Aufmerksamkeit auf die Wahl im bedeutsamen Bundesstaat Uttar Pradesh (UP) richtet (unseren Artikel dazu findet ihr hier), wurden Indiens Bürger*innen vor kurzem auch im Punjab, ganz im Norden des Landes, an die Urnen gerufen. Da im Punjab deutlich weniger Einwohner leben als in UP, strömten die Punjabis nur an einem Termin, dem 20. Februar 2022, zur Wahl des Landesparlaments in die Wahllokale. Das Wahlergebnis wird allerdings erst am 10. März bekannt gegeben. So wie in anderen indischen Bundesstaaten werden die 117 Abgeordneten der Vidhan Sabha per Mehrheitswahlrecht gewählt. In jedem Wahlkreis wird somit ein*e Kandidat*in ausgewählt, um für 5 Jahre ins Parlament nach Chandigarh entsandt zu werden. 

Eine Besonderheit besteht hierbei darin, dass Chandigarh als Unionsterritorium nicht zum Bundesstaat Punjab gehört, die Stadt aber dennoch als Hauptstadt und Regierungssitz für Punjab und den benachbarten Bundesstaat Haryana fungiert. Mit der Teilung des indischen Subkontinents in Indien und Pakistan im Jahre 1947 war auch die Region Punjab in einen indischen und eine pakistanischen Teil aufgespalten worden. Der indische Teil wurde einige Jahre später als indischer Bundesstaat Punjab gegründet. Doch auch dieses Gebiet wurde bereits zehn Jahre später, am 1. November 1966, erneut aufgeteilt: Aus dem nordwestlichen Teil, in dem hauptsächlich Punjabi gesprochen wird, entstand der Bundesstaat Punjab in seinen heutigen Grenzen und im südöstlichen Teil wurde der Bundesstaat Haryana neu gegründet, in dem vor allem Hindi-Sprecher leben. Im Zuge dieser Teilung wurde Chandigarh der Status eines Unionsterritoriums zugesprochen, damit die Stadt als Hauptstadt für beide Bundesstaaten dienen konnte.   

Über Indiens Grenzen hinweg ist der Punjab vor allem als Geburtsstätte des Sikhismus bekannt. Die Ursprünge dieser südasiatischen Religion reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Obwohl der Sikhismus stark von bereits auf dem indischen Subkontinent bestehenden mythologischen und philosophischen Strömungen beeinflusst wurde, bildete er sich über die Zeit als eigenständige Religion mit ihren eigenen Traditionen und Wertvorstellungen heraus. Zu den zentralen Dogmen des Sikhismus zählt der Glaube an einen gestaltlosen Schöpfergott sowie die Verehrung von insgesamt zehn Gurus, deren Lehren im heiligen Buch, dem Guru Granth Sahib, festgehalten wurden. 

Nicht nur die meisten Sikhs, sondern auch der Großteil der Hindus und Muslime, die im Punjab leben, sprechen die in der Gumurkhi-Schrift geschriebene Sprache Punjabi. Auch in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi hat sich die Sprache neben Hindi, Urdu und Englisch etabliert, da viele Sikhs nach der indischen Teilung von dem dann pakistanischen Teil des Punjabs nach Delhi flüchteten, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Andere Sikhs emigrierten über die letzten Jahrzehnten nach Europa und Nordamerika. Insbesondere in den USA und Großbritannien lebt heute eine große Diaspora, welche die Sprache, Kultur und Küche Punjabs auch im Westen bekannt gemacht hat. Auch wenn also mittlerweile viele Sikhs in Großstädten leben, ist trotzdem auch heute noch ein bedeutsamer Teil der Gemeinschaft in der Landwirtschaft tätig. Bis heute hat sich der Bundesstaat Punjab den Spitznamen als ‚Kornkammer‘ Indiens bewahrt. Knapp 20 % der indischen Weizenproduktion und über 10 % der Reisernte stammen aus dem Punjab, obwohl der Bundesstaat nur rund 1,5 % der Landesfläche Indiens bedeckt. Dies liegt an der hohen Fruchtbarkeit der Böden in dieser Region, die von den Flüssen aus dem Himalaya mit Nährstoffen versorgt werden. Sogar der Name Punjab leitet sich von diesen Flüssen her: Er bedeutet fünf Flüsse und bezieht sich auf die Flüsse Jhelum, Chenab, Ravi, Sutlej und Beas. Weiter flussabwärts vereinigen sich diese Ströme und bilden den mächtigen Indus, der ganz Indien seinen Namen gab.

Wollt ihr mehr über einige der faszinierenden indischen Bundesstaaten erfahren? Dann schaut euch unsere Artikel zu Uttar Pradesh, Karnataka und Gujarat an!

Falls ihr weitere Fragen zum Bundesstaat Punjab oder zu Wahlen in Indien im Allgemeinen habt, dann schreibt uns gerne in den Kommentaren oder an [email protected]

Autor: Ferdinand Schlechta

Foto: Ferdinand Schlechta

Hinweis: Sofern nicht anders angegeben, sind Website-Designs, Audio- und Videodateien, Texte, Fotos und Grafiken auf der Website (zusammenfassend als "Content" bezeichnet) Eigentum von New2 oder an New2 lizenziert und durch Urheberrechts- und Markengesetze geschützt

#punjab indien #wahlen im punjab#indische bundesstaaten#indischer bundesstaat punjab